VR
MEDICUS
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VERSORGUNGSMODELLE.
sieren. Die Gestaltung der institutionellen Abläufe im Rah-
men des jeweiligen Dienstleistungsprozesses sowie die der
schnittstellenübergreifenden Abläufe zur interdisziplinären
Kooperation spielen deshalb eine entscheidende Rolle für die
Ergebnisqualität (Abb. 3).
Ein möglicher Ansatz besteht hier in der Entwicklung einer
organisationsübergreifenden Wertschöpfungskette
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. Ver-
bunden mit einem guten Prozessmanagement, können die
Einzelprozesse kontinuierlich aufeinander abgestimmt und
ein gemeinsames Wertschöpfungsnetz entwickelt werden.
Dabei ist im Sinne eines „achtsamen Prozessmanagements“
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im Rahmen der Organisationsstrategie zu berücksichtigen,
dass die Veränderung der Arbeits- und Dienstleistungspro-
zesse für die Akteure und Leistungsempfänger transparent
und nachvollziehbar strukturiert kommuniziert werden.
Pilotprojekt zur Prozessoptimierung im Medikationsma-
nagement (ProMmt)
Im Unterschied zu den meisten bislang vorgestellten Modell-
projekten zum Medikationsmanagement, die sich auf Patien-
ten beziehen, die selbst die öffentliche Apotheke aufsuchen
(können), konzentriert sich das Pilotprojekt auf ältere Patien-
ten in Alten- und Pflegeeinrichtungen, die aufgrund eines
Versorgungsvertrags gem. § 12a Apothekengesetz durch
eine öffentliche Apotheke mit Arzneimitteln versorgt wer-
den. Einerseits kann so an bestehende Strukturen des doku-
mentierten und organisierten Versorgungsnetzes zwischen
Ärzten, Patienten, Heimträgern und Apotheken angeknüpft
werden. Andererseits sollen die auftretenden Medikations-
und Abstimmungsprobleme im Rahmen der Arzneimit-
teltherapie analysiert und strukturierte Lösungsmöglichkei-
ten entwickeln werden.
Auf die Einbeziehung der Pflege und der Patienten selbst
wird besonderer Wert gelegt, weil beide Gruppen großen
Einfluss auf das Ergebnis der Medikation haben. Die Pflege
hat die entsprechende Basis in ihrer Nähe zum Patienten und
der damit vorhandenen Möglichkeit gesundheitliche Reaktio-
nen bzw. Veränderungen direkt an den Arzt zu übermitteln.
Die Patienten bzw. die betreuende Pflegefachkraft nehmen
Einfluss über die Adhärenz. Non-Adhärenz ist eine Heraus-
forderung für alle Leistungserbringer, führt oft zu einer
Verschlechterung der Gesundheit (bis hin zu einer höheren
Mortalität) und bedeutet auch deutliche Mehrausgaben im
Gesundheitswesen.
Ergebnisqualität
Dienstleistungsnetze im Gesundheitswesen unterliegen be-
sonderen Bedingungen. Die aktive Suche nach geeigneten
Kooperationspartnern mit dem Ziel der Leistungssteigerung
oder der Gewinnoptimierung steht nur bedingt im Vorder-
grund. Im Gegenteil basiert die Zusammenarbeit oftmals auf
der Selektion durch den Patienten (freie Arzt- und Apothe-
kerwahl) und weist deshalb eher eine passive Komponente
auf.
So auch im vorliegenden Fall des Medikationsmanagementes
für Patienten in der stationären Langzeitpflege. Das Dienstleis-
tungsnetz ergibt sich aus den jeweiligen heimversorgenden
Hausärzten/Fachärzten der Bewohner, einer oder mehrerer
heimversorgenden Apotheken und den Pflegefachkräften
der Einrichtung. Alle Leistungserbringer wurden in der klas-
sischen Variante von den Patienten ausgewählt. Nicht unbe-
dingt eine optimale Grundlage für eine ergebnisorientierte
Prozessgestaltung, da die Zusammenarbeit grundsätzlich auf
der freiwilligen Abstimmung der Prozessstrukturen der Ein-
zelorganisationen basiert. Mögliche vertragliche Varianten
(z. B. § 12a ApoG Heimversorgungsvertrag und § 119b SGB
V kooperierender Hausarzt, Heimarzt) unterstützen, werden
aber noch nicht flächendeckend und auch nicht auf alle Leis-
tungserbringer bezogen eingesetzt. Mögliche und bestehen-
Abb. 2 – Beziehungsgeflecht
Quelle: Kortekamp, Stefanie; Friedemann, Jan; Meyer, Hilko J. (2014): Medikationsmanage-
ment in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Eine interdisziplinäre Prozesskette., Professional
Process, 1/2014, S. 31.
Apotheke
Krankenkasse
Case Manager
Therapeuten
Betreuer
Angehörige
Pflege
Bewohner/
Patient
Krankenhaus-
apotheke
Krankenhaus
Sozialdienst
Hausarzt
Facharzt
Abb. 3 – Abhängigkeiten im Prozess
Quelle: Kortekamp, Stefanie (Eigene Darstellung)
Bewohner
stellt Diagnose,
überwacht Therapie
führt Medikations-
analyse durch
liefert Medikamente,
überwacht Lagerung
delegiert und überwacht
die Behandlungspflege
verordnet Medikament (Rezept)
Apotheker
Arzt
Pflegefachkraft
führt Behandlungspflege durch
und dokumentiert